Was ist LRS?
Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben (entsprechend der gültigen Verwaltungsvorschrift in Baden-Württemberg) Schülerinnen und Schüler, deren Lese- und Rechtschreibleistungen dauerhaft schlechter als mit „ausreichend“ bewertet werden. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen vier und zehn Prozent der Schüler eines jeden Jahrgangs unter einer Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) leiden. Lese-/ rechtschreibschwache Kinder lernen nicht nur die lautgetreue Rechtschreibung langsamer und mühevoller, sondern haben zusätzlich größere Probleme, sich die orthografisch richtige Schreibweise von nicht lautgetreuen Wörtern einzuprägen und diesen Wortschatz zu automatisieren. Auch Wortstrukturen und Satzbau werden schlecht erkannt.
Ursachen von LRS
Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, zu den Ursachen gehören sowohl genetische Dispositionen als Störungen im Lese-Rechtschreiberwerb, aber auch Wahrnehmungsschwierigkeiten (akustisch, optisch) oder Entwicklungsstörungen in anderen Bereichen.
Ist Rechtschreibung heute überhaupt noch wichtig?
Lesekompetenz und Rechtschreibkompetenz sind im weiteren beruflichen Leben von großer Bedeutung. Die Bedeutung nimmt in unserer medial geprägten Gesellschaft eher zu als ab! Rechtschreibkompetenz gehört zu den drei wichtigsten Kompetenzen, die von 50 bis 79% der Ausbildungsbetriebe von den Auszubildenden gewünscht und erwartet werden. Im akademischen Bereich wird dies von Studenten sogar noch stärker gefordert. Es ist also nicht richtig, dass Rechtschreibung im späteren Leben keine Rolle mehr spielt! Ebenso ist es leider falsch, dass sich rechtschreibschwache Schüler auf die Rechtschreibkorrektur der Textverarbeitung verlassen können. Viele Fehler können die Rechtschreibprogramme nicht finden, vor allem können Rechtschreibprogramme häufig gerade die Fehler nicht identifizieren, die auch Menschen nur schwer finden. Die Rechtschreibprüfung unterstützt uns also vor allem bei Flüchtigkeitsfehlern.
Was tun?
Unabhängig von den Ursachen gilt es, die Schüler zu fördern. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass LRS eine Teilleistungsschwäche wie viele andere ist: Manche mühen sich zeitlebens mit Sport, anderen sind die Naturwissenschaften wenig eingängig und Ihr Kind muss eben mehr Aufwand betreiben um richtig zu lesen oder zu schreiben. Nicht hilfreich ist es, dem Kind oder Jugendlichen zu vermitteln, er könne das ohnehin nie lernen.
Wie kann man bei LRS fördern?
Da die Ursachen von LRS sehr unterschiedlich sind, müssen auch die Maßnahmen zur Förderung verschieden sein. Für Kinder, die einen beeinträchtigten Rechtschreiberwerb hatten, ist ein systematisches Nacharbeiten dieser Entwicklung erforderlich: Hierzu gehört der schrittweise Regelerwerb ebenso, wie entsprechende Übungsphasen mit einem stetig sich erweiternden Wortschatz. Ausgehend von lautgetreu zu schreibenden Wörtern schließt dieser dann immer mehr Rechtschreibschwierigkeiten mit ein. Für Kinder mit Wahrnehmungsschwierigkeiten können morphematische Übungen (Erkennen des Wortstamms) hilfreich sein. Auch Verlängerungsproben helfen diesen Kindern besonders, die zum Beispiel plosive Laute wie b/p und d/t nicht durch ihr Hören unterscheiden können. Probleme in der Groß- und Kleinschreibung rühren meist von fehlender Regelkenntnis her und erfordern zum Beispiel das Erkennen von Wortarten. Bei Schülern, die häufig Buchstaben auslassen und vertauschen helfen die sogenannte „Pilotsprache“ (synchrones Sprechen und Schreiben), rhythmisch-melodisches Sprechen, „Silbenklatschen“ und das Einzeichnen von Silbenbögen.
In den meisten Fällen ist es sehr zweckmäßig, eine individuelle Fehlerkartei zu führen, in der jeder Schüler die von ihm falsch geschriebenen Wörter in der richtigen Schreibweise (mit entsprechenden Hilfshinweisen) archiviert und diese regelmäßig übt. Hierbei können auch Wortbausteine wie z.B. das Präfix „vor“ geübt werden, das von manchen schwachen Rechtschreibern z.B. mit „f“ geschrieben wird.
Um Lesen zu lernen hilft vor allem lesen! „Nichtleser“ oder „Nicht-Gerne-Leser“ werden äußerst selten über Appelle („Lies doch mal ein Buch!“) zu Lesern, sondern durch Angebote, die dem Interesse des Kindes oder Jugendlichen genau entsprechen. Häufig müssen diese Angebote auch „niedrigschwellig“ sein: Einstieg über Comics (da gibt es durchaus lesenswerte) oder leicht zu lesende Bücher (Inhalt, Großdruck).