Stottern
Als Stottern bezeichnet man Redeflussstörungen. Symptome treten auf in Form von Laut-, Silben- und Wortwiederholungen, Lautdehnungen sowie Blockaden. Als sogenannte Begleitsymptome können Mitbewegungen der mimischen Muskulatur oder einzelner Körperteile, Veränderung der Sprechweise wie Flüstern oder Verlangsamung, das Ein- oder Ausatmen vor einem Satz, Satzabbrüche, Satzumstellungen, Vermeiden des Blickkontakts bis hin zum sozialen Rückzug beobachtet werden. Die Begleitsymptome sind Strategien, die Stotterer anwenden, um aus dem gefürchteten Stottern herauszukommen bzw. um die Sprechsituation ganz zu vermeiden. Emotionale Begleiterscheinungen können psychische Anspannung, Frustration, Wut und/oder Sprechangst sein.
Die Ursache für das Auftreten von Stottern ist bis heute nicht hinreichend geklärt. Es gibt zwar viele Hypothesen, doch keine lässt sich wirklich beweisen. Vermutlich sind mehrere Faktoren daran beteiligt. So wird z.B. nach dem häufig diskutierten Modell von Starkweather neben einer erblichen Disposition ein Ungleichgewicht von Anforderungen und Fähigkeiten vermutet. Fähigkeiten sind dabei auf der sprachlichen, aber auch auf der kognitiven, motorischen oder emotionalen Ebene, wie z.B. Selbstbewusstsein oder Frustrationstoleranz, zu finden. Diesen Fähigkeiten stehen Anforderungen von außen (z.B. Kindergarten, Eltern, Freunde) sowie von innen (z.B. der Ehrgeiz des Kindes selbst) gegenüber.
Doch wann ist Stottern wirklich Stottern und wann ist es behandlungsbedürftig?
Bei kleinen Kindern bestehen bei diesen Fragen häufig Unsicherheiten.
Im Alter von 2-5 Jahren treten bei den meisten Kindern entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten auf. Nach einer Hypothese von Starkweather lässt sich das folgendermaßen erklären:
Ein Kind, das z.B. gerade entdeckt hat, dass das Verb im Satz an zweiter Stelle stehen muss, bemerkt sein Defizit (z.B. Ich Kindergarten gehen). In der Phase, in der sich die neu erworbene grammatikalische Struktur (Ich gehe zum Kindergarten) festigt, benötigt es für seine Aussage noch Zeit zum Überlegen. Um keine Sprechpause entstehen zu lassen, füllt es diese Zeit mit Wiederholung (Ich..ich..ich gehe zum Kindergarten). Hat das Kind die nächste Stufe seiner sprachlichen Fähigkeiten erreicht, sind Anforderungen und Fähigkeiten wieder im Gleichgewicht und das Kind verliert diese physiologischen Unflüssigkeiten wieder.
Bei manchen Kindern jedoch bleiben die Unflüssigkeiten bestehen und es kann daraus ein wirkliches Stottern entstehen.
Wann sollten Sie Ihr Kind dem Arzt oder einer Logopädin vorstellen ?
– wenn Sie selbst sehr besorgt sind
– wenn das Stottern länger als ein halbes Jahr anhält
– wenn Ihr Kind seine Unflüssigkeiten bemerkt und darunter leidet
– wenn es Begleitsymptome, wie z.B. Mitbewegungen, psychische Anspannung
– oder emotionale Reaktionen zeigt
– wenn es seine Sprechfreude verliert und Sprechsituationen vermeidet
Nach einer eingehenden Diagnostik wird entschieden, ob eine Therapie notwendig ist. Bei Kindern wird je nach Symptomatik und Alter des Kindes indirekt an den Risikofaktoren (z.B. Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten durch Behebung einer Sprachentwicklungsstörung) oder direkt am Stottern gearbeitet. Ein wichtiger Bestandteil der Stottertherapie ist die Beratung der Eltern sowie die Einbeziehung der Eltern in die Therapie, da sie das Kind auch zu Hause unterstützen sollen. Mit jugendlichen und erwachsenen Stotterern wird immer direkt am Symptom gearbeitet.
Im Groben lassen sich zwei Arten von Therapiemethoden unterscheiden:
– Bei der Modifikationstherapie oder auch Nicht-Vermeidungs-Therapie wird am Stottern selbst gearbeitet. Der Patient soll zum einen unempfindlich werden gegenüber seinem Stottern und gegenüber möglichen Reaktionen seiner Kommunikationspartner, sowie sein Sprechverhalten selbst verändern, d.h. von harten Sprechbewegungen hin zu weichen, langsamen und lockeren Bewegungen kommen. Ziel ist ein kontrolliertes flüssiges Sprechen bzw. ein leichtes anstrengungsfreies Stottern.
– Bei der „Fluency Shaping“- Methode wird am Sprechen gearbeitet und die Anteile des vorhandenen flüssigen Sprechens ausgeweitet. Die Sprechweise wird so verändert, dass ein Stottern nicht mehr auftreten soll. Ziel ist eine kontrollierte Sprechflüssigkeit.
Welche Methode für welchen Patienten geeignet ist, muss in einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten bzw. mit den Eltern am Anfang der Therapie geklärt werden.
Auch eine Kombination von beiden Verfahren ist möglich.
Weitere Informationen zum Thema Stottern finden Sie hier:
Poltern ist eine Sprechstörung, die durch mangelndes Störungsbewusstsein, verkürzte Aufmerksamkeitsspanne, Störung der Wahrnehmung und Artikulation, sowie Formulierungsstörungen (Störungen im Wort- und Satzbau) gekennzeichnet ist und oft mit einer exzessiv hohen Sprechgeschwindigkeit einhergeht. Es ist eine Störung der das Sprechen vorbereitenden Denkprozesse und basiert auf erblicher Disposition.